















Moonshine verbringt ihre Wachzeit damit, mich an zu schnauzen, weil ich es regnen lasse.
Im Gegensatz zu Henry bin ich für die kleine Katzendame zweifelsohne eine dienstbeflissene und omnipotente Muttergottheit.
Es liegt wohl daran, dass ich ihren physischen Körper trotz ihres zarten Alters bereits mehrmals vor wüsten Schäden bewahrt habe.
Lady Moon hat das Konzept des Verunfallens letztes Jahr auf erschreckende Weise ausgekostet.
Den Zenit erreichte dies, als wir um ihr Auge und das darin befindliche Licht kämpften.
Was uns geglückt ist, dafür werde ich ewig dankbar sein.
Darum ist ihr Vertrauen in mich endlos.
Darum bin ich in ihrer Welt auch zuständig fürs Wetter und werde solange angemault, bis ich die Sonne wieder hervorhole.
Also seit Freitag und voraussichtlich bis morgen.
Zum Glück hat die Muttergottheit ein Paar Kopfhörer und driftet damit in ein Paralleluniversum aus Klängen ab. Interessanterweise lande ich bei den lieblichen Weisen einer längst vergessenen Band.
Einem Nationalheiligtum, welches aus drei Mitgliedern bestand und nach ihnen benannt war: Peter Sue und Marc.
Die Gruppe feierte ihren Zenit in meinen frühen Lebensjahren und ich erinnere mich gut an ihre vierte und letzte Beteiligung am Euro Vision Song Contest, welcher damals noch eine live Performance mit Orchester von den Teilnehmern forderte.
Das Jahr war 1981, die Glorie der 70s verblasst und die Kleider und Frisuren liessen nichts Gutes erahnen für die Modeentwicklung der neuen Dekade.
Mit grossen Augen sass ich vor dem Fernseher und schaute gebannt, wie Komponist und Dirigent Rolf Zuckowski unter Applaus den Orchestergraben betrat.
Die Luft wurde vom heiseren Klang der Panflöte zerrissen, auf der Peter Reber das Intro spielte und aus einem Konzertsaal in Dublin strahlte «Io senza te» in die Wohnzimmer Europas.
Natürlich war ich von der graziösen Sue Schell gefesselt, deren Schönheit nur noch von ihrer zarten Engelsstimme mit dem ausgeprägten Vibrato übertroffen wurde.
Einzig ihrer Frisur konnte ich nichts abgewinnen.
Marc Dietrich hat mir gut gefallen, er hatte ein fröhliches Gesicht und schien ein lustiger Mensch zu sein.
Zwei Dinge fragte ich mich allerdings:
Wieso hatte er eine Lücke zwischen den Zähnen und warum schrie er, wenn er sang?
Peter Reber war einfach in Ordnung, schliesslich spielte er Panflöte und Klavier.
Die Beobachtungen einer Dreijährigen.
Die Schnulze schaffte es auf Platz vier und die Band hatte ihren letzten Auftritt im Dezember des selben Jahres.
Mehr gibt es dazu nicht zu sagen und Moonshine motzt jetzt, weil der Napf leer ist.
Peter Sue & Marc mit North Of Alaska
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