Drei halbfertige Heldinnen aus längst vergessenen Legenden sind aus den Tiefen meines Archivs aufgetaucht, bereit, ihre Geschichte mit mir zu teilen. Fotografiert auf den einzigen drei Hintergründen, die interessanterweise (aus Versehen) am Wochenende nicht in eine Schachtel gepackt und gezügelt worden sind. Seltsam, wie gut sie zu den Figuren passen, obwohl sie nichts mit ihnen zu tun haben. Es gibt eben keine Zufälle. Schon entspinnen sich neue Erzähloptionen.
Als wir Kinder waren, hing an der Zimmertür meines Cousins ein Kunststoffplättchen in grellem neonorange, auf dem «Hier herrscht das Chaos» stand. Für mich war dieser Satz das Axiom der Coolness. Ich wusste schon damals, dass jenseits von Erwachsenen, welche einem Ordnung einbläuen wollen, das Chaos der magische Raum ist, in dem Möglichkeiten endlos sind und alles entsteht. In meinem Atelier herrscht definitiv das Chaos. Überall liegt Papier, freie Flächen gibt es kaum. Ich würde es nicht anders haben wollen. Es ist kein Vorzeigezimmer, durch das es pittoreske Führungen für Interessierte gibt, sondern ein hermetisch abgeriegelter und zweckmässiger Tempel der Kreativität, den ausser mir und den Katzen niemand zu betreten hat. Dort verhelfe ich vielen Figuren in rascher Folge in ein physisches Sein. Manche wissen, wer sie sind und wohin sie gehören, manche wissen, wohin sie gehören, aber nicht, wer sie sind oder umgekehrt. Andere purzeln in papierene Existenz und wir müssen erst gemeinsam herausfinden, warum und wohin mit ihnen. Sie alle sind Teil meiner persönlichen Legenden und es ist für mich tiefe Meditation, sie ins hier und jetzt zu holen. Im Moment ist das Volumen an halb fertigen Persönlichkeiten enorm. Also entschuldigt mich, ich sollte weiterarbeiten. Am Samstag erwartet euch hier ein Osterspezial und dafür ist noch gar nichts fertig.
Obwohl ich es viel besser weiss, habe ich mein inneres Kind in letzter Zeit ganz schön vernachlässigt. Als Wiedergutmachung habe ich ihm die Oberhand im Atelier als auch ein neues Spielzeug versprochen. Es hat sich Ölkreiden ausgewählt (Neopastel von Caran D’Ache, weil vegan) und sich umgehend daran gemacht, fröhlich auf meinen Collagen herum zu kritzeln. Dabei hat es mich Folgendes gelehrt: 1. Gummiwürmer im Weltall zu futtern ist ein Anfängerfehler, weil man dann eine Regenbogenfontäne quer durchs Universum kotzt. 2. Die Klamotten von Yves Saint Laurent sehen besser aus mit Glitzersternchen drauf. Anschliessend hat es sich mit seinem besten Freund, meinem schwarzen Humor, zusammengetan und ein paar Bilder gezeichnet. Ich hatte letzte Woche so viel Spass wie lange nicht mehr im Atelier. Moonshine und Henry freuen sich derweil, dass im Garten wieder alles kreucht und fleucht und sie vieles zu belauern haben.
Ich wünsche euch einen farbenfrohen Frühlingsanfang.
In der ersten Aprilhälfte war ich damit beschäftigt, Blumenkinder ins Leben zu rufen. Die Ersten davon seht ihr hier. Sie sind sanfte und gütige Geister, welche den Frühling, das Blühen und die Wiedergeburt feiern. Ich feiere im April Geburtstag und darum sind die Blumenkinder ein kleines Geschenk an euch: Sie alle gibt es als A5 Druck in einer limitierten Auflage und sie kosten diesen Monat nur je zehn Franken. Wie immer wird ein Anteil des Verkaufspreises dem Tiger WWF gespendet. Wer im Ausland wohnt, darf natürlich auch welche erstehen, voraussichtlich ist das internationale Versenden ab Ende April wieder möglich. Yay, hoffen wir das Beste! Bei Interesse bitte eine Mail schreiben.
Die Rahmen stammen aus dem Brocki, die Vase war vorher eine Ginflasche und die Porzellankatze ein Geschenk.